Hochschularten

In Deutschland kann man Psychologie an Universitäten und anderen Arten von Hochschulen studieren. Über einen langen Zeitraum haben nur staatliche Universitäten Psychologie als Studium angeboten. In den letzten Jahren ist es aber auch möglich, Psychologie an privaten Universitäten und an Hochschulen für angewandte Wissenschaft (früher Fachhochschulen) zu studieren.

Studium an einer Universität

Universitäten setzen ihren Schwerpunkt auf die Einheit der drei großen Bereiche Lehre, Forschung und Praxis. Sie bieten eine umfassende Fächerauswahl  und haben das Promotionsrecht. Durch ihre breite Aufstellung ermöglichen sie ihren Studierenden viel Flexibilität bei der Gestaltung des Studiums, sowohl bezüglich der zeitlichen Gestaltung als auch der inhaltlichen Schwerpunktsetzung, wobei vielfach eigenständiges, wissenschaftliches Arbeiten verlangt wird (etwa im Rahmen von Seminararbeiten). Ein Studium an einer Universität setzt entsprechend ein gewisses Maß an Eigenorganisation und Disziplin voraus.

Die meisten Universitäten bieten so genannte polyvalente oder „allgemeine“ Bachelor- und Masterstudiengänge an, die oftmals an spezifische Zulassungsbeschränkungen (NC) gekoppelt sind. In diesen Studiengängen lernen die Studierenden eine Vielfalt der psychologischen Grundlagen-, Anwendungs- und Methodenfächer kennen. In der Regel haben die Studierenden in den höheren Semestern die Möglichkeit, für sie besonders interessante Inhalte zu vertiefen. Solche allgemeinen Studiengänge eröffnen eine große Breite psychologischer Tätigkeitsfelder, vom Zugang zur Psychotherapieausbildung über Berufe im Arbeits- und Organisationsbereich bis hin zu spezialisierten Berufsfeldern wie Rechtspsychologie  oder Verkehrspsychologie. Einen Überblick über die zahlreichen Möglichkeiten der psychologischen Tätigkeiten findet sich hier.

Staatliche Universitäten können in der Regel auf eine höhere Forschungsintensität verweisen, sie haben häufig höhere Drittmitteleinnahmen und einen guten Zugang zu öffentlichen Fördermitteln. Der größte Teil psychologischer Forschung erfolgt an Universitäten – und das kommt wiederum den Studierenden zugute. Forschung und Lehre sind eng verzahnt; Forschungspraktika ermöglichen es, eigene Erfahrungen in der Forschung zu sammeln; studentische Hilfskraftstellen eröffnen darüber hinaus Verdienstmöglichkeiten. Weitere praktische Erfahrung sammeln Psychologie-Studierende an Universitäten vor allem in Pflichtpraktika außerhalb der Universität sowie im Rahmen von Abschlussarbeiten. Der Studiengang Psychologie eröffnet die Möglichkeit einer Promotion, für welche die umfassenden Forschungskompetenzen, die im Universitätsstudium vermittelt werden, eine solide Basis darstellen. Eine Promotion kann dabei der Beginn einer Forschungskarriere sein, eröffnet aber auch in angewandten Berufsfeldern attraktive Karrieremöglichkeiten.

Da die Psychologie an staatlichen Hochschulen ein zulassungsbeschränktes Studienfach ist, wird jeweils nur eine überschaubare Anzahl von Studierenden zugelassen. Dies stellt sicher, dass Vorlesungen, Seminare und Praktika mit angemessenen Teilnehmerzahlen durchgeführt werden können, in denen sich der oder die Einzelne gut einbringen kann. Die Studienzulassung erfolgt häufig durch eine Kombination aus Numerus Clausus und weiteren studiengangspezifischen Eignungskriterien, mit denen Universitäten leistungsstarke Studierende auswählen.

Auch aus finanzieller Sicht ist das Studium an einer staatlichen Universität von Vorteil: Hier fallen keine Studiengebühren an.

Studium an einer Hochschule für angewandte Wissenschaften (ehemals Fachhochschulen)

Die Hochschulen für angewandte Wissenschaften (ehemals Fachhochschulen) vertreten ein stärker praxisorientiertes Studienkonzept. Der Studienplan an diesen Hochschulen ist relativ straff organisiert, was zu einem eher „verschulten“ Studium führt. Das ist zwar weniger flexibel, kann aber auch eine Erleichterung bezüglich Disziplin und Selbstorganisation sein. Die meisten Hochschulen für angewandte Wissenschaften bieten schon im Bachelor eine Spezialisierung (sogenannte Bindestrich-Psychologiestudiengänge, z.B. Wirtschaftspsychologie  oder Medienpsychologie). In diesen Studiengängen spielt neben der Psychologie ein weiteres Fachgebiet eine gewichtige Rolle. Solche spezialisierten Bachelorabschlüsse ermöglichen nicht den Zugang zu allen psychologischen Berufsfeldern. Wer eine spätere Psychotherapieausbildung anstrebt, sollte sich vor Studienbeginn gut informieren, ob dieser Weg mit dem gewünschten Bachelorstudiengang möglich ist.

Beim Studium an einer Hochschule für angewandte Wissenschaften muss unterschieden werden zwischen staatlichen Hochschulen und Hochschulen in privater Trägerschaft.

An staatlichen Hochschulen fallen wie an staatlichen Universitäten keine Studiengebühren an. Auch das Zulassungsverfahren gleicht dem an Universitäten: Die Studienzulassung erfolgt in der Regel durch eine Kombination aus Numerus Clausus und weiteren studiengangspezifischen Eignungskriterien, mit denen die Hochschulen leistungsstarke Studierende auswählen. Der bedeutsamste Unterschied zur Universität ist das Studienkonzept: Bereits im Bachelor wird ein starker Anwendungsbezug, z.B. in wirtschaftspsychologische Tätigkeitsfelder, hergestellt, um eine Berufsqualifizierung schon nach dem Bachelorabschluss zu erreichen.

Hochschulen in privater Trägerschaft unterscheiden sich von staatlichen Hochschulen bereits im Zulassungsverfahren. Sie setzen vermehrt auf Assessment Center, Eignungstests und Bewerbungsgespräche, und bieten somit auch denjenigen Studieninteressierten eine Studienmöglichkeit, die auf Basis des Numerus Clausus keinen Studienplatz an staatlichen Universitäten und Hochschulen erlangen. Private Hochschulen finanzieren sich in der Regel aus staatlichen Zuschüssen sowie Zuschüssen der Wirtschaft und Studiengebühren. Für die dort Studierenden bedeutet das häufig eine hohe finanzielle Belastung.

Private Hochschulen vergeben ebenfalls staatlich anerkannte Abschlüsse. Allerdings gibt es zwischen den privaten Anbietern Unterschiede im Studium und in den Möglichkeiten, die die jeweiligen Abschlüsse eröffnen. Auch das Betreuungsverhältnis und die Qualität der Lehre sind im Bereich der privaten Hochschulen sehr unterschiedlich. Es lohnt sich also, sich vor dem Einschreiben intensiv mit den Studieninhalten und Studienbedingungen auseinander zu setzen.

Qualitätssiegel und EuroPsy

Die Entscheidung, in welcher Form man Psychologie studieren möchte, ist abhängig von den eigenen Vorlieben und Berufsvorstellungen. Das Qualitätssiegel der DGPs kann bei der Entscheidung helfen. Es wird an hochwertige Studiengänge verliehen, die inhaltlich einer bewährten Struktur folgen und Mindestanforderungen der Wissenschaftlichkeit und Forschungsorientierung erfüllen.

Wer später in Europa als Psycholog*in beruflich mobil sein möchte, sollte ferner prüfen, ob der Studiengang den Europäischen Qualitätsstandards (EuroPsy) entspricht. Weitere Infos finden sich hier.

Qualitätssiegel B.Sc. Psychologie

Das Qualitätssiegel der DGPs wird an hochwertige Studiengänge verliehen, die inhaltlich einer bewährten Struktur folgen und Mindestanforderungen der Wissenschaftlichkeit und Forschungsorientierung erfüllen.